Dienstag, 13. Dezember 2011

Die falsche Aufregung


Die Sache ist ja abgetan. Die deutsche katholische Bischofskonferenz hat sich von "Weltbild" getrennt. Alle, die sich vorher ueber die Verweltlichung der Kirche, ueber die Zweckentfremdung von Kirchensteuern, ueber den gewaltigen Vertrauensverlust der Kirche entruestet hatten, waren's zufrieden. Der Papst hatte "Entweltlichung" angemahnt, und die verweltlichte deutsche Kirche, die fuer Mammon den Glauben und die Menschenwuerde mit Fuessen tritt, habe sich eines Besseren belehren lassen.

Wenn es denn so einfach und schoen waere! Man hat den Eindruck, die Kirche haette in deutschen Landen keine gewichtigeren Probleme. In konservativen Foren wird regelmaessig darueber Klage gefuehrt, wie der Glaube vor die Hunde kaeme. Dass Hochschulprofessoren das Gegenteil des ueberlieferten Glaubens lehrten, dass sich Bischoefe selten bis nie getrauen, die Politiker an ihre Christenpflichten zu erinnern - siehe den nominell katholischen Bundespraesidenten, siehe die Unions-Politiker, die fuer Donum Vitae arbeiten und sich beschweren, wenn man sie an die Mahnworte des letzten und des jetzigen Papstes erinnert, oder die unseligen Debatten zur Stammzellforschung und zur PID.

Der Felder, die zu beackern waeren, sind es mehr als genug, man kennt sie eigentlich zur Genuege: Schulkinder, die bis zum Abitur trotz katholischen Religionsunterrichts das Glaubensbekenntnis mehr schlecht als recht kennen, usw., usf. Und da erregt man sich ueber einen Medienkonzern, der neben der Masse an vollkommen harmlosen Titeln auch einige Sexratgeber und zweifelhafte Esoterikschinken im Angebot hat!

Man verstehe mich nicht falsch! Selbstredend sollte ein Unternehmen, dessen Eigentuemer die deutsche katholische Kirche ist, darauf achten, was in seinem Namen produziert und verkauft wird. Aber man soll doch die Kirche wahrhaftig im Dorf lassen und den "Skandal" nicht zur Frage auf Sein oder Nichtsein der Kirche hochspielen! Angesichts der Kirchenaustritte, des grassierenden religioesen Analphabetismus ist ein Glaubensstreit ueber fragwuerdige Buchtitel, die bei "Weltbild" erscheinen, nachgerade laecherlich. Dass diese Verlagesgruppe der Kirche gehoert, wussten ja viele noch nicht einmal.

Die Bischoefe haben sich relativ rasch entschlossen, "Weltbild" zu verkaufen. Man wuerde sich wuenschen, sie handelten ebenso rasch, wenn wieder ein durchgeknallter Pfarrer seinen Altarraum leerraeumt und modernisiert, oder ein Professor Unkatholisches vom Vortragspult verkuendet! So bleibt der hastige Verkauf von "Weltbild" ein Placebo, das ausserdem wirtschaftspolitisch toericht ist. Warum konnte man sich nicht nur von den fragwuerdigen Produkten trennen?